Mittwoch, 9. September 2009

Von Tierliebe zu Sammelwahn

Die psychische Erkrankung mit der Bezeichnung "Tierhortung" oder "Animal Hoarding" nimmt laut TOW (Tierschutzombudsstelle Wien) dramatisch zu – worin Psychologen ein eindeutiges Zeichen für die steigende Vereinsamung sehen.
"Menschen, die sich allein gelassen fühlen, genießen es, wenn zumindest die Tiere von ihnen abhängig sind", erklärt Siegfried Kasper, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien. Auf diese Weise könnten sie auf Wesen, die sich nicht wehren können, Macht ausüben.
Die Grenze zwischen Tierliebe und Krankheit sei jedoch hauchdünn: Den Ausschlag für den Entzug der Tiere gibt laut Gsandtner deren Gesundheitszustand. "Tierhorter" kümmern sich nämlich meist viel zu wenig um die Tiere, "ihnen geht es vielmehr darum, sich ein eigenes Universum aufzubauen, in dem sie sich nicht einsam fühlen", weiß die Psychotherapeutin Elisabeth Vykoukal. Sie sieht enge Parallelen zwischen der "Tierhortung" und dem "Messie-Syndrom" – bei dem der Patient nicht Tiere, sondern Gegenstände um sich hortet.
Beide Erkrankungen basieren auf der Entwicklung der heutigen Zeit, in der der Zusammenhalt innerhalb der Familie nicht mehr gegeben ist. Die daraus resultierende Isolation kann laut Vykoukal zu schweren psychischen Schäden führen, die zwar therapierbar, aber nicht gänzlich heilbar seien.

Mehr zum Thema: wienerzeitung.de

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